E.-St. RADSCHENDRA ist heim gegangen !
Radschendra hat uns für immer verlassen, gerade noch rechtzeitig, um die diesjährige Sonnenwendfeier auf den ewigen Weidegründen zu feiern. Wir gönnen es ihr und wünschen ihr dankbar alles Gute!
Sie wurde mir am 26.03.1983 geboren, und zwar im gleichen Stall von Georg Fritz Weidenhöfer in Achim, in dem auch Sherry das Licht der Welt erblickt hatte, jener Sherry vom Sudan xx, der unter Thies Kaspareit eine Mannschaftsgoldmedaille in Seoul gewonnen hat. Er wurde übrigens damals von meiner Teenager-Tochter Susanne eingeritten.
Am 20.12.2012 starb Radschendra in hohem Alter von mehr als 29 Jahren eines natürlichen Todes und nicht ohne am Tag zuvor noch einmal ihren Töchtern und Enkeln auf der Weide im Gestüt Heidekaten zu zeigen, wie ein schwungvoller Trab und ein von Energie getragener, großer Galopp aussieht. Über den Zaun gesprungen ist sie dabei aber nicht mehr.
Als sie mittags am 20.12. in ihre Box sollte, mochte sie zum ersten Mal nicht Folge leisten. Sonst wollte sie doch immer die erste in der Reihe sein! Meine Frau rief mich zu Hilfe. Ich schaute Radschendra in die Augen und tastete sie ab und sagte den Umstehenden: „Sie will auf der Weide sterben und nicht in ihrer Box.“ Aber es drohte ganz schlechtes Wetter und sie sollte nicht in Schnee und Match zum Liegen kommen. Wir überzeugten sie mit gutem Zureden und sanftem Druck, in die Box zu gehen. Sie gehorchte widerwillig, wollte aber gleich wieder hinaus. Dann dauerte es nur noch kurze Zeit bis sie in der Box umfiel und liegend gewaltige Galoppsprünge vollführte. Alle waren bei ihr, Beate, ich, Marietta, Maren und vor allem ihre Pferdeherde. Darunter auch Spacegirl, ihre diesjährige jüngste Enkeltochter vom First Flight Spirit, zu der sie engste Beziehungen aufgebaut hatte. Der herbeigerufene Tierarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen.
Sie war eine wunderbare Pferdepersönlichkeit und wir waren – trotz unserer zahlreichen Umzüge – von ihrer ersten bis zur letzten Stunde für sie da. Sie hat uns im Gegenzug ihr langes Leben lang reichlich beschenkt. Sie hat als erstes Beate und mich zusammengeführt. Wir leben noch heute die von ihr gestiftete Ehe. Dann hat sie unserem Sohn Martin Kessler, der sie als Teenager eingeritten hat, beigestanden, ein guter und erfolgreicher VS-Reiter zu werden. Dabei erarbeitete sie sich den sportlich begründeten Titel Elitestute. Beginnend mit 13 Jahren kam sie nach Ihrem Sporteinsatz in die Zucht. Mir brachte sie ihr erstes Fohlen und wurde dann von Beate übernommen, weil Beate ihr die schönsten Reiterlebnisse verdankt. Für Beate brachte sie dann weitere 5 Fohlen. Dann dachten wir, sie soll geschont werden und belegten sie nicht mehr. Aber aus unserer heutigen Sicht hätte sie uns noch manches weitere Fohlen bringen können. Sie war der Prototyp des lebensstarken leistungsbereiten kämpferischen fröhlichen Pferdes.
Für ihren ehrlichen Charakter spricht, dass ihr Sohn Rising in Space (genannt Spaceman) vom Noble Roi xx einem Reiter dient, der einen Arm verloren hat und trotzdem im Vielseitigkeitssport begeistert mit ihm startet.
Ihre Älteste war Raumzeit Kontinuum vom Mont du Cantal AA, eine züchterische Zaubertüte. Der älteste Enkel Raumalpha vom Friedensfürst aus Raumzeit Kontinuum geht unter Patrizia Attinger Vielseitigkeit und erreichte inzwischen seine ersten ***-Erfolge, Ihr zweiter Enkel Raumpionier von Cavallieri xx, ebenfalls aus der Raumzeit Kontinuum war mit 6 Jahren für das Bundeschampionat unter Elmar Lesch qualifiziert. Langsam kommen immer mehr Enkel über weitere Töchter von Radschendra hinzu.
Alle gegenwärtigen Pferde unseres Hofes sind mit ihr als Leitstute aufgewachsen. Auch im hohen Alter, als jüngere den Platz der Leitstute einnahmen, taten sie es sanft und achteten und respektierten sie, während sie sich aller Fohlen annahm. Sie hinterlässt nicht nur bei ihren Menschen eine große Lücke, sondern auch bei ihrer Pferdeherde.
Hubertus Schmidtlein